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Spitzenpolitiker bei Digitalisierungs-Talk in Unterhaching

Am 14.07.2017 besuchten der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel und die Bundestagskandidatin des Wahlkreises München Land, Bela Bach, die Räumlichkeiten der InterFace AG, um sich ein genaues Bild von der Umsetzung der digitalen Transformation in mittelständischen Unternehmen zu machen. Neben einer stellenweise kontroversen Diskussionsrunde mit Vertretern des Unternehmens stand auch ein Besuch des IF-Lab im Fokus, dem hauseigenen Innovationslabor des Unternehmens, in dem die Ausbildung von Studenten und Nachwuchskräften mit neuen Möglichkeiten der Digitalisierung zusammengebracht wird.

Digitale Transformation wird immer mehr zum gesamtgesellschaftlichen Thema und ist längst auch auf der Agenda aller großen Parteien angekommen. Welche konkreten Möglichkeiten sich daraus für die mittelständische Wirtschaft, die Arbeitswelt aber auch die Gesellschaft ergeben, davon wollte sich der hessische SPD-Landesvorsitzende und Bundes-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel in Unterhaching persönlich überzeugen.

Den ersten Programmpunkt des Besuchs bildete der „IF-Expertentalk” mit Prof. Dr. Dr. hc Manfred Broy, InterFace-Aufsichtsratsvorsitzender und Gründungspräsident des Zentrums Digitalisierung.Bayern, sowie mit Paul Schuster, Vorstandssprecher der InterFace AG. Die Moderation der Runde übernahm Bela Bach, Bundestagskandidatin der SPD im Wahlkreis München Land.

FUNDAMENTALE VERÄNDERUNGEN FÜR WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT

Schnell einig waren sich alle Diskutanten darin, dass die gegenwärtige Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung unumkehrbar ist. Diese Tatsache werde laut Schäfer-Gümbel auch längst in der SPD anerkannt. Viele Auswirkungen auf das Arbeitsleben seien dabei nicht mehr von der Hand zu weisen: Veränderte Erwerbsbiographien, mehr Brüche und Veränderungen im Berufsleben aber vor allem das Zusammenwachsen von Beruf und Privatleben sind konkrete Entwicklungen, die bereits heute schon viele Erwerbstätige betreffen. Die Politik wird in der konkreten Ausgestaltung künftig eine Schlüsselrolle spielen und gesetzliche Reformen irgendwann absolute Notwendigkeit.

„Eine Reform des Arbeitszeitgesetzes wird derzeit von der Politik noch vorsichtig angefasst. In naher Zukunft muss diese aber definitiv ein Thema werden. Digitalisierung und Globalisierung verlangen schon heute nach völlig anderen Präsenzzeiten für Arbeitnehmer. Was uns klar sein muss ist, dass dieser Veränderungsprozess nicht aufhaltbar ist. Wir müssen beobachten und dann wohlüberlegt die richtigen Schritte gehen”

Wie ein Unternehmen schon heute auf die veränderten Anforderungen der digitalen Transformation reagieren kann, führte Paul Schuster genauer aus. „Für IT-Unternehmen ist es natürlich besonders wichtig, bei der digitalen Transformation Vorreiter zu sein. Es war immer unser Anspruch, einen gewissen Fortschritt vorzuleben. Wir sind schon seit einiger Zeit dabei, die Betriebsvereinbarungen gemeinsam mit dem Betriebsrat zu überarbeiten, ein Aspekt dabei ist die Vertrauensarbeitszeit. Heute selbstverständliche Arbeitsformen wie das Home Office oder Bring-Your-Own-Device unterstützen wir schon eine ganze Weile und sind dabei, das noch strukturierter und sicherer zu gestalten.”

Dem deutschen Mittelstand attestierte Schuster allerdings noch einigen Nachholbedarf. Demnach seien Unternehmen, die nicht unmittelbar aus einem digitalen Umfeld kommen, noch immer zu zaghaft bei der Investition in neue Prozesse. „Viele Unternehmen bringen die nötige Offenheit noch nicht mit und verbauen sich die Möglichkeit, von Entwicklungen des Marktes zu profitieren. Dabei winken am Ende eine höhere Innovationskraft, mehr Agilität und Flexibilität sowohl in der Entwicklung von Produkten, als auch im täglichen Betrieb.”

Schäfer-Gümbel stimmte dem grundsätzlich zu, betonte jedoch, dass in den letzten Jahren besonders das Vertrauen in Cloud Dienste deutlich zugenommen habe. Diese Tendenz möchte auch die InterFace AG in Zukunft für sich nutzen. So führte Paul Schuster noch an, dass die InterFace AG bereits dabei sei, für sich eine rein cloudbasierte IT („Cloud-only”) zu gestalten, um diese Erfahrung mit Kunden zu teilen und für die Beratung zu nutzen.

GIGANTISCHE GESELLSCHAFTLICHE BESCHLEUNIGUNG

Manfred Broy kritisierte hierauf den häufig zu engen wirtschaftlichen Fokus auf die digitale Transformation, die demnach viel mehr bedeute, als nur die Veränderung von Arbeitsverhältnissen und Geschäftsprozessen:

„Wir erleben gerade eine Phase gigantischer Beschleunigung und damit geht auch ein gesellschaftlicher Veränderungsdruck einher. Wir haben es mit einer revolutionären Technologie zu tun, die der Menschheit großen Nutzen bringen kann und daher auch über die Wirtschaft hinaus genutzt werden sollte. Die digitale Transformation verstärkt Reichtum und Armut gleichermaßen – wenn Gesellschaft und Politik nicht frühzeitig den richtigen Rahmen setzen und möglichst viele daran teilhaben lassen.”

Was die Politik konkret zu einer gerechteren Gestaltung der digitalen Transformation beitragen kann, konnte Schäfer-Gümbel genauer ausführen: „Wir müssen zuallererst die Infrastrukturfragen klären und einen nötigen Rechtsrahmen liefern. Außerdem ist es besonders wichtig, in Weiterbildung zu investieren. Gerade bei der medienpädagogischen Ausbildung an Schulen müssen wir schneller sein. Digitalisierung kann nur gerecht sein, wenn alle von den Chancen profitieren. Das heißt auch: soziale Sicherheit zu gewährleisten.”

Dabei gehe es darum, rechtliche, ethische, aber auch philosophische Fragen zu klären: Als Beispiel ging der SPD-Bundesvize auf das breit diskutierte Thema autonomes Fahren ein.

Dieses entwickelte sich zum wohl kontroversesten Diskussionspunkt des Tages und wurde besonders hitzig diskutiert. Schäfer-Gümbel stellte die – provokante – Frage, ob eine Gesellschaft wirklich irgendwann Algorithmen die Entscheidung darüber überlassen könne, welches Menschenleben im Falle eines Verkehrsunfalls mehr wert ist. Sie sei nicht unklärbar, allerdings brauche es sowohl ethische, als auch rechtliche Debatten darüber.

Für Manfred Broy ist diese ethische Diskussion relativ schnell zu beantworten: „Die Anzahl an Unfällen, die auf technisches Versagen zurückgehen, sind bereits heute extrem gering und liegen im Kommabereich. Die größten Unsicherheiten im Straßenverkehr liegen beim Faktor Mensch.”

Weitere Themen waren die Gestaltung von demokratischen Prozessen in einer beschleunigten digitalisierten Gesellschaft, die Chancen des deutschen Wirtschaftsstandortes im Vergleich zu autokratischen Systemen, die Umverteilung wirtschaftlicher Wertschöpfung durch automatisierte Fertigungsprozesse, in denen Arbeitnehmer zunehmend von Robotern ersetzt werden und sozialpolitische Lösungsansätze wie das bedingungslose Grundeinkommen, das alle Diskutanten in der jetzigen von vielen bevorzugten Form ablehnen.

Nach der Diskussion stand ein Besuch des IF-Lab auf dem Programm, des hauseigenen Innovationslabors der InterFace AG, in dem Studenten und Auszubildende an eigenen Projekten arbeiten können und an deren konkreter Umsetzung beim Kunden teilnehmen. Thorsten Schäfer-Gümbel nutzte den Besuch, um nochmals zu betonen, welche wichtige Rolle die Ausbildung für ihn spielt, um eine gerechte Teilhabe an den Chancen der digitalen Transformation zu ermöglichen. Am Ende des Besuchs wiederholte der Bundespolitiker noch einmal die – für ihn sehr aussagekräftigen – Worte von Manfred Broy: „Digitale Technologien verstärken Reichtum und Armut gleichermaßen – wenn Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nicht frühzeitig die richtigen Schritte ergreifen.”

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Autor: Redaktion InterFace AG
Bildquelle: InterFace AG
Veröffentlicht: 18. Juli 2017

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